Klassenzimmertheater

„War doch nur Spaß“


„Eine ganz normale Unterrichtsstunde bei uns!“, „Ein typischer Vormittag in unserer

Klasse!“, „Das könnten wir sein!“, ... Diese und ähnliche Schülerreaktionen zeigen,

wie wichtig es war, den Schauspieler Thomas Fritsche in das SZR einzuladen. Sein

Klassenzimmerstück  „War doch nur Spaß“  spricht  offensichtlich   nicht  nur  den

Siebtklässlern   aus   der   Seele,   sondern   auch   Lehrer   können   sich

höchstwahrscheinlich mit der ein oder anderen Situation und mit den Gedanken der

Lehrerfigur identifizieren.


Das Klassenzimmerstück wurde in einem authentischen Setting, nämlich in einem

ganz normalen Klassenzimmer, aufgeführt und die Schüler wurden mit Hilfe von

Handpuppen   in   das   Schauspiel   einbezogen.   Im   Laufe   einer   erfundenen

Unterrichtsstunde kamen verschiedene Konflikte auf, die exakt auf diese Art und

Weise   in   einer   siebten   Klasse   auftreten   könnten.   Vom   Verliebtsein   über

Freundschaften, die zu Feindschaften wurden bis hin zum Kampf, seine Macht

innerhalb der Klasse zu demonstrieren, war innerhalb der Schülerschaft alles dabei.

Ein Lehrer, der von der fehlenden Motivation genervt war, eine Schülerin, die

zwischen   Tradition   und   Alltag   schwebte,   eine   andere,   die   ihre   unpassenden

Bedürfnisse nicht unterdrücken konnte, ein Schüler, der sich immer wieder beweisen

musste und einem weiteren, der Sticheleien und Beleidigungen gegenüber seinen

Mitschülern nicht unterlassen konnte. Neben all diesen Konflikten musste jedoch, wie

das nun mal so ist, normaler Unterricht stattfinden. In der fiktiven Englischstunde

ging es um die Analyse des englischen Songtextes „Another brick in the wall“ von

Pink Floyd. Dass diese Aufgabe aber in den Köpfen der Schüler nur nebenbei und

unkonzentriert bewältigt werden konnte, weil es natürlich wichtiger war, sich zu

überlegen, wie man seinen Schwarm nach einem Date fragen könnte oder weil man

sich fragte, wie aus der ehemals besten Freundin eine derart arrogante Nuss werden

konnte, ließ den häufig nicht sehr pädagogisch handelnden Lehrer frustrieren und

verzweifeln.


Ein hochexplosives Setting, welches den Schülern des SZR offenbar nicht unbekannt

ist.   Ein   Einblick   in   die   Gedanken   der   Figuren   erlaubt   dem   Zuschauer   einen

Perspektivwechsel vorzunehmen, wie er ihn sonst im realen Leben, unabhängig von

seiner Rolle (egal ob Schüler oder Lehrer) nicht hätte. Das tragische und unerwartete

Ende des Theaterstücks lässt die Zuschauer schockiert zurück und bietet viel Raum

für die Reflektion solcher „Spaßkonflikte“, die schnell ausufern können.


Die zweite Hälfte des Programms widmete sich einem Austausch zu verschiedenen

Aspekten des Theaterstücks. Hierbei ging Herr Fritsche äußerst empathisch vor,

akzeptierte und tolerierte alle Aussagen der Schüler und gab Raum für ihre Wünsche

und Vorstellungen. So war es manchen Jugendlichen wichtig über eigene schlimme

Erfahrungen zu berichten, andere hingegen beurteilten lieber das Verhalten der

fiktiven Personen. Geschickt leitete er hin zur Frage, welchen Beitrag jeder Einzelne

leisten kann, um solche verletzenden und eskalierenden Situationen zu vermeiden.


Besonders beeindruckend empfanden alle die Fähigkeit des Schauspielers, als

Alleinentertainer   verschiedene   Rollen   einzunehmen   und   diese   individuell   zu

präsentieren. Der Satz eines Siebtklässlers „Eigentlich ist Theater nicht so meins,

aber das war schon ganz cool“ zeigt, dass Herr Fritsche mit diesem humorvollen,

realitätsnahen, aber vor allem tiefgründigen Theaterstück auch Schüler anspricht, die

sich in einem anderen Setting vielleicht weniger auf die Thematik eingelassen hätten.


Wir sind Herrn Fritsche und dem Förderverein des SZR sehr dankbar dafür, dass sie

uns diese Erfahrung ermöglicht haben.


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